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Eine Liga im Wartestand

· Webmanagement
An einen Spielbetrieb ist in der Landesliga Berlin momentan nicht zu denken. Foto: Foto: Zoonar / Antje Lindert-Rottke

Der Mangel an Eiszeiten hat Folgen für die Landesliga Berlin. Der ursprünglich geplante Modus ist Makulatur. Denkbar wäre noch ein abgespeckter Spielbetrieb. Im besten Fall.

Wenn der November angebrochen ist, läuft der Eishockey-Spielbetrieb überall in Deutschland auf Hochtouren: Die Profiligen haben dann bereits ein gutes Viertel ihrer Saison hinter sich, und selbst hinunter bis in den Amateurbereich werden landauf, landab die Schläger gekreuzt: in den Bezirksligen in Bayern und Nordrhein-Westfalen ebenso wie in der Landesliga Nord. Nur eine Liga ist selbst dann noch zum Zuschauen verdammt: die Landesliga Berlin.

In dem vom Berliner Eiszeitenkoordinator unlängst aktualisierten Belegungsplan, der bis Anfang November reicht, ist ein Start des Spielbetriebs weiterhin nicht in Sicht. Und wie auch? Er muss den Mangel verwalten. Mit dem Erika-Heß-Stadion und dem Eisstadion Neukölln stehen zwei Arenen auf unabsehbare Zeit nicht zur Verfügung. Als einzige Spiel- und Trainingsstätte fungiert das Eisstadion am Glockenturm PO9, dessen Außenfläche immerhin Mitte Oktober in Betrieb gegangen ist. Für Spiele am Wochenende gibt es zudem das Paul-Heyse-Stadion. Für den gesamten Berliner Eissport, vom Eishockey bis Curling oder Eiskunstlauf, ist das viel zu wenig. Er herrscht großes Gedränge: Und nach der vom Berliner Eissportverband (BEV) festgelegten Prioritäten-Liste haben im Eishockey die Nachwuchswettbewerbe und die Regionalliga Ost Vorrang, in der nach dem Aufstieg der Adler nun drei Berliner Vereine spielen – und entsprechende Kapazitäten beanspruchen.

Damit droht dem SCC Berlin – wie allen anderen Landesligisten – erneut ein Jahr mit improvisiertem Spielbetrieb. Nachdem ab der Saison 2019/2020 zunächst Corona die Liga mehrmals durcheinandergewirbelt hatte, waren es bereits im vergangenen Jahr die technischen Probleme im Eisstadion Neukölln, die sich auf den Spielmodus auswirkten. Doch immerhin ließ sich trotz der Probleme noch ein dichter und attraktiver Wettkampf organisieren.

In diesem Jahr könnte es dagegen schlimmer kommen. Schon jetzt ist klar, dass die ursprünglichen Pläne mit gemeinsamer Hin- und geteilter Rückrunde obsolet sind. Dafür ist schlicht die Zeit zu knapp. In der Vorsaison hatte der Ligenleiter das letzte Wochenende vor den Osterferien in Berlin als Termin für die Finalrunde bestimmt. Käme es diesmal genauso, müssten die Entscheidungsspiele um die Meisterschaft am Wochenende vom 23./24. März ausgetragen werden. Bei einem frühestens denkbaren Ligastart Mitte November blieben nur 19 Wochenenden für die Hauptrunde. Eine zweiwöchige Pause über Weihnachten und Silvester ist dabei noch gar berücksichtigt. 

Ein wie auch immer gestalteter, verkürzter Spielplan ist noch das optimistische Szenario. Im schlimmsten Fall, wenn keines der beiden gesperrten Stadion an den Start geht, droht gar der Totalausfall der Liga. Das Bezirksamt Mitte ist weiterhin nicht in der Lage, einen Zeitpunkt für die Wiedereröffnung des Erika-Heß-Stadions zu nennen. Zwar ist die Reparatur eines kaputten Ventils an der Kühlanlage inzwischen abgeschlossen. Nun aber kämpfen die Behörden mit neuen Sicherheitsauflagen des Senats für den Betrieb von Ammoniak-Kühlanlagen – wozu auch neue Notfallpläne gehören. Das Bezirksamt arbeitet nach eigener Aussage mit „Hochdruck“ an der Erfüllung der Auflagen. Da dafür teils externe Institute beauftragt werden müssten, sei ein Eröffnungstermin jedoch nicht abzuschätzen, sagte der zuständige Stadtrat Benjamin Fritz der „Berliner Morgenpost“.

Solche Aussagen lassen nichts Gutes erahnen. Wie lange es dauert, bis der „Papierkram“ erledigt ist, zeigt das Beispiel des Eisstadions Neukölln, das wegen technischer Probleme schon im vergangenen Winter seinen Betrieb einstellen musste. Auch dort kämpfen die Behörden mit neuen Auflagen. Das Bezirksamt Neukölln hatte nach eigener Aussage bereits im Februar ein Gutachten beim TÜV Rheinland in Auftrag gegeben. Acht Monate später gibt es keinen neuen Stand – und damit ebenso keinen Eröffnungstermin.

Die fehlende Inbetriebnahme der zwei Eisstadien gefährdet nicht nur die Landesliga Berlin, sie wirkt sich potenziell auch auf zwei andere Wettbewerbe aus: die Ostseeliga, in der der OSC Berlin mit seiner 1c-Mannschaft vertreten ist, und den neu geschaffenen Pokalwettbewerb mit Vereinen aus Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt, an dem auch drei Berliner Klubs teilnehmen: OSC Berlin, Fass 1b sowie die Blues.

Gerade der neue geschaffene Pokalwettbewerb verschärft die Lage: Wie lassen sich die rechnerisch sechs Heimspiele für die Berliner Klubs im proppenvollen Belegungsplan noch unterbringen? Woran sich die Frage anschließt: Genießt auch der Pokal Vorrang gegenüber der Landesliga Berlin? Immerhin ist der Wettbewerb bereits in Teilen terminiert. Er startet am kommenden Wochenende mit der Begegnung EHC Erfurt gegen den ESV Halle in Gruppe 1, in der auch Fass Berlin 1b steckt. Kann es da noch ein Zurück geben? Oder lässt sich beides – Pokal und eine möglicherweise verkürzte Landesliga – unter einen Hut bringen?

Es sind Fragen, die der BEV in Kürze beantworten muss. Schließlich war er es, der den Wettbewerb mit ins Leben gerufen hatte – trotz der schon vor Saisonbeginn bestehenden Ungewissheit über die Inbetriebnahme der zwei Eisstadien. Der Landesliga-Pokal wurde unter anderem auch deshalb geschaffen, um den U20-Teams von Fass Berlin und dem SCC Adler zusätzliche Spielpraxis zu geben. Eine Fehlannahme, wie sich herausgestellt hat. Wie eben auch die seinerzeit wichtigste Annahme nicht mehr stimmt: Nämlich, dass der Pokalwettbewerb on top zu einer regulären Landesliga-Saison dazukommt.

Was damals wie eine zusätzliche Belastung schien, könnte nun womöglich der einzige sportliche Wettkampf für Landesligisten aus Berlin sein. 

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