Berliner Eissport droht der Supergau
Das Erika-Heß-Eisstadion sollte zum Saisonstart öffnen. Daraus wird nichts. Schlimmer noch: Wahrscheinlich bleibt es gar über den gesamten Winter hinweg geschlossen. Die Folgen für die Landesliga Berlin sind unabsehbar.
Der Eissport in Berlin droht in dieser Saison erneut zu einem Improvisationstheater zu werden – mit Folgen für alle Vereine. Das Sportamt des Bezirks Berlin Mitte geht zum „jetzigen Zeitpunkt“ nicht davon aus, dass Erika-Heß-Eisstadion in dieser Saison in Betrieb nehmen zu können. Über die entsprechende Benachrichtigung der Behörde informierte der Berliner Eissportverband in dieser Woche die Vereine.
Damit zeichnet sich in dieser Saison ein noch größeres Planungschaos ab als in der vergangenen. Damals konnte das Erika-Heß-Eisstadion erst im Dezember öffnen, weil noch ein beschädigtes Ventil an der Kühlanlage repariert werden musste. Schon die verspätete Inbetriebnahme der Spielstätte im Wedding führte zu deutlichen Einschnitten im Spiel- und Trainingsbetrieb. So konnte die Eishockey-Landesliga, deren Vereine wie auch der SCC Berlin bei der Vergabe von Eiszeiten auf der Prioritätenliste ganz am Ende stehen, aufgrund fehlender Eiszeiten nur eine halbe Hauptrunde austragen. Nun drohen wieder erhebliche Einschränkungen, wenn Fass Berlin mit allen seinen Teams in andere Spielstätten ausweichen muss – nur möglicherweise für die komplette Saison.
Grund für die Entscheidung des Sportamts Mitte sind offenbar Beschädigungen an den Zugstangen der Dachkonstruktion des Erika-Heß-Stadions, deren Schwere bislang nicht näher bestimmt werden konnte. Der Bezirk Mitte hatte in diesem Jahr mit der mehrere Millionen Euro teuren Sanierung der Arena begonnen, die in mehreren Etappen umgesetzt werden soll. Den Anfang machte das Dach. Damit der Spielbetrieb nicht zu sehr beeinträchtigt wird, sollten die Bauarbeiten eigentlich bis Ende September beendet sein. Die beschädigten Zugstangen verschieben den Öffnungstermin nun auf einen unbestimmten Zeitpunkt.
Gesperrte Eisstadien haben in den vergangenen Jahren den Eissport in Berlin mehrfach schwer getroffen. Wie stark die Schließung des Erika-Hess-Eisstadion insbesondere den Spielbetrieb der Landesliga beeinträchtigt, lässt sich im Moment noch nicht abschätzen. Der Berliner Eissportverband versucht, den Ausfall irgendwie abzufedern, etwa durch zusätzliche Eiszeiten für Eishockey im Paul-Heyse-Stadion. Die Hoffnungen der Verantwortlichen ruhen aber vor allem auf der Wiedereröffnung des Eisstadions Neukölln, das wegen baulicher Mängel bereits seit zwei Jahren geschlossen ist. Das zuständige Sportamt strebt die Wiedereröffnung für Mitte Oktober an – vorausgesetzt, die TÜV-Abnahme Ende September geht ohne Beanstandungen durch. Schiefgehen sollte nichts: Denn das wäre der Supergau.
Ein gleichwertiger Ersatz für das Erika-Heß-Eisstadion wäre die Freiluftarena jedoch nicht: Dass könnte sich schon zeigen, wenn die Eisaufbereitung zwar nicht am TÜV, aber an zu hohen Außentemperaturen scheitern sollte – und deswegen verschoben werden muss.